12.05.2013, Tauben blicken auf, picken. Der Regen schwemmt alle die erwartungsvollen Fahrgäste in das Bahnhofsgebäude, jetzt wo der Stuttgarter Bahnhof kein richtiges Dach mehr hat und wo der Zug nach Hamburg eine halbe Stunde zu spät kommt und noch später in Hamburg ankommen wird. Man kann sich nirgends hinsetzen im Bonatz-Bau, also lese ich Ciceros Buch vom Orator im Stehen, wie es sich für einen echten Redner gehört. Die meisten Menschen sind ein äußerer Monolog: „Do, jetzt scheint die Sonn wieder, hot irgendjemand die Durchsag verstanden, also dass sich do no kaaner, wie komme mer jetzt. . .“ sagt die Frau neben mir, die einen Platz im Stehcafé ergattert hat. Die Überlegung, dass die Kaffeeindustrie solche Verspätungen inszeniert, um die Stehcafés zu bevölkern, wächst bösartig. Ich werde auf der ganzen Strecke nach eiligst weggeworfenen Kaffeesäcken Ausschau halten. Jede Einzelheit kann wichtig sein.