Ich frage mich nur, ob Leute, die Biografien schreiben, in den Himmel kommen. Denn dann würden sie ja die Menschen treffen, über die sie geschrieben haben und müssten sich ewig deren Kritik anhören, was ja wohl mit unserem Verständnis vom Himmelreich nicht zu vereinbaren ist.
Immer hab ich Johann Jakob Thill (1747-1772) als zurecht vergessenen Dichter bezeichnet und mich als einzigen Menschen, der je über ihn promovierte. Aber jetzt sind zwei Denkmäler über Johann Jakob Thill eingeweiht: Die bronzene Gedenktafel an der Großheppacher Kirche des Remstäler Bildhauers Ulrich Nuss, sowie der Wikipedia Eintrag von mir. Natürlich stecke ich auch ein bisschen hinter der Gedenktafel, aber hauptsächlich hat Bruno Deißler, Ex-Stadtrat in Weinstadt, die Gedenktafel gedeichselt. Ich wollte den Leuten von Wikipedia danken, habe aber deren Mailsystem nicht geblickt. Vielleicht lesen sie es ja hier: Danke Wikipedia!
Friedrich Hölderlin hätte es im Himmelreich, noch schwerer. Er müsste sich dort gleich mit 100 000 von Germanisten herumschlagen, die alles besser wüssten, als er. Bis er seine bescheidene Sicht auf sein Leben durchzusetzen könnte, bräuchte er mit Sicherheit eine Ewigkeit.
So ist von diesem Tag an Thill entweder ein zu Unrecht vergessener oder zu ein zu Recht unvergessener Dichter geworden, was ihn aus dem Fußvolk der vergessenen Dichter heraushebt. Vage erinnert mich das an ein Vorwort zu einem Perry-Rhodan-Roman aus dem Meister-der-Insel-Zyklus, Eingeweihte wissen, wovon ich spreche. Perry Rhodan, als Unsterblicher, hat übrigens solche Jenseits-Probleme nicht. Dieses Zitat spricht vom Rad der Geschichte, das von vielen gedreht werde, aber nur wenige seien es, die ihm die Richtung wiesen. Oder es erinnert mich mindestens an Friedrich Hölderlin, der Thill auch nicht vergessen konnte: „Es ist ein Gott in uns, der lenkt wie Wasserbäche das Schicksal.“